Tag 61 – Smarthome…?

Jetzt sind 7 Tage vergangen ohne Post. Vor Weihnachten tummeln sich bei uns die Termine und auf dem Bau sind die Fortschritte momentan subtiler als bisher. Eine gute Zeit mal über das Thema Elektrik zu sprechen!

Beginnen wir aber erstmal mit ein paar Updates vom Bau:

Die Stützen im Keller sind endlich raus und der Boden wurde so gut wie möglich gereinigt:

Allerdings haben wir noch ein kleines Feuchtigkeitsproblem. Das hat damit zu tun, dass die Abdichtung zwischen Keller und Haus aufgrund der Witterungsverhältnisse noch nicht durchgeführt werden konnte:

Hier der Spionageblick vom HWR in die Küche. Neben der Sanitäranschlüsse wird hier voraussichtlich auch ein Teil der Elektroverkabelung ihren Weg finden. Leider ist das Loch nicht ganz an der Wand, so dass hier vermutlich noch Beton weggeschlagen werden (um Knicke zu vermeiden):

Zum Thema Sicherheit: Unsere Fenster haben nun Öffnungswächter erhalten, die sich früher oder später zu einer Alarmanlage integrieren lassen:

Hierbei handelt es sich um Reedkontakte, die bereits durch das Verstellen des Griffes ein offenes Fenster detektieren.

Damit sind wir quasi bei der Elektrik angekommen, das eigentliche Thema meines heutigen Blogs: Wie ich bereits in einem älteren Post erwähnt hatte ist in unserer Planung das Thema Elektrik viel zu kurz gekommen. Was soll man da auch schon einbauen, schließlich lebt man heute auch nur mit Standard. Klar, und Standard reicht doch, oder?

Die Antwort ist: Ja schon… aber…? Reden wir mal über Möglichkeiten:

Die Möglichkeit, die Rolladen zu automatisieren, damit diese bei Dunkelheit automatisch herunterfahren.

Die Möglichkeit, im Falle eines Brandes (Brandmelder schlägt an) die Rolladen wieder hochfahren zu lassen, um Fluchtmöglichkeiten zu schaffen?

Die Möglichkeit, später etwas an der Lichtplanung und den Schaltpunkten zu ändern, wenn man erweitern will oder feststellt, dass irgendwo ein Schalter fehlt oder etwas anderes geschaltet werden sollte?

Die Möglichkeit vielleicht, auch einzelne Steckdosen schaltbar zu machen, z.B. um im Winter den Tannenbaum damit ein-und ausschalten zu können?

Die Möglichkeit, per Bewegungsmelder das Licht im Flur zu schalten um nächtliche Klo-Gänge navigierbar zu machen?

Und… und… und. Bei einer klassischen Verkabelung sage ich nur: Wenn die Wände einmal zu sind, ist jede Änderung schwierig und/oder mit einer Teilrenovierung verbunden, oder schlicht nicht mehr möglich.

Also musste für uns eine Lösung her. Die ersten Versuche über Elektriker brachten folgende SmartHome-Lösungen ins Licht:

  • HomeMatic IP / HomeMatic Classic
  • Loxone

Beide Lösungen bieten eine Hausautomatisierungslösung an, bei der im Grunde alles mit allem vernetzt und automatisiert werden kann. Ich möchte an dieser Stelle keinen Produktvergleich hier anstreben, das findet man im Internet noch und nöcher. Zusammengefasst haben diese Lösungen (und davon gibt es noch weitaus mehr) für uns aber folgende entscheidene Nachteile:

  • Propritär –  Abhängigkeit von einem (1) Hersteller – bei Insolvenz oder Systemwechsel muss nahezu die gesamte Haustechnik ausgetauscht werden
  • Zentral – das komplette Haus wird über einen zentralen Server gesteuert. Fällt dieser aus -> kein Licht, keine Heizung, keine Rolladensteuerung – nichts mehr.
  • Verkabelungsaufwand – Es wird eine teure CAT7 Sternverkabelung benötigt, sehr aufwändig (gut Loxone bietet mittlerweile auch ein Bussystem an, aber auch dieses ist – propritär)

Somit war das für mich mehr eine teure Spielerei als eine vernünftige & nachhaltige Haustechnik. Vor allem, wenn man am Anfang vielleicht „klein“ anfangen möchte und später die Möglichkeit des Ausbaus haben will, sind diese Systeme aus meiner Sicht eher ungeeignet.

Und so bin ich dann auf das KNX Bussystem gekommen, ein Industriestandard mit einer schieren Unzahl an Möglichkeiten.

Die Vorteile ganz kurz:

  • vergleichsweise geringer Verkabelsungsaufwand durch Bussystem (weniger Strecke, geringere Materialkosten, ca. 1/3)
  • Dezentrale Steuerung – einmal eingerichtet, kommuniziert jeder Sensor (z.B. Schalter) über das Buskabel mit dem zugeordneten Aktor (z.B. Relais). Nur wenn die Stromversorgung ausfällt hätte ich ein Problem. Ein Server wird nicht benötigt, nur für zusätzliche „Spielereien“
  • >400 Hersteller – mehr Auswahl, mehr Wettbewerb, (bessere Preise)
  • somit Industriestandard – KNX wird es auch noch in 10 Jahren geben. Aber Loxone…?
  • Schnittstellen zu quasi fast allen Protokollen (DALI, DMX, Loxone, etc)
  • Relativ einfach zu montieren (etwas Einarbeitung vorausgesetzt)
  • Das Buskabel kann neben Stromleitungen verlegt werden, CAT7 nicht
  • Kann auf eine Standard-Elektroinstallation aufgesetzt werden

So und der letzte Punkt ist nun entscheidend: Wir wollen zu Beginn „klein“ anfangen, und das lässt sich wie folgt realisieren:

Unser Konzept:

Folgendes ändert sich an der Standard-Installation des Elektrikers:

  1. Der Elektriker verlegt je nach Raum statt 3-adriges NYM ein 5’er oder sogar 7’er Kabel. Damit ist die Grundlage für spätere Erweiterungen/Ansteuerungen – vereinfacht gesagt – erstmal gegeben
  2. Dann soll der Elektriker 6cm Unterputzdosen verwenden, um spätere Sensorik, Aktorik oder Buskabel aufzunehmen
  3. Der Schaltschrank im Keller muss natürlich größer werden zur Aufnahme der KNX Geräte

Wir müssen im Grunde nur noch das grüne Buskabel überall durch legen (als Ring jeweils durch jede Etage), durch jede Schalterdose, am Besten auch noch durch jede Steckdose, und das würde für den Anfang reichen.

Damit hätten wir dann ein gutes Grundkonzept. Wobei auch klar ist, dass eine professionelle KNX-Planung und Installation der Hausautomatisierungslösung durch einen Fachmann nochmal eine andere Hausnummer ist, aber in dem Fall dann leider auch der Preis!!

Zur Einarbeitung in das Thema habe ich mir daher das obligatorische Testboard gebaut:

Hier ist die grundlegende Lichtsteuerung und Signalverarbeitung exemplarisch aufgebaut. Einzeln schaltbare LED-Spots, eine schaltbare Steckdose, zwei klassische Tastwippen (über Binäreingang angeschlossen) und ein KNX 6-Fach Taster mit LCD-Display. Dann noch der Lichtwert/Bewegungsmelder der sowie der Reedkontakt zur Erkennung offener Fenster. Das I-Tüpfelchen bildet der Raspberry-PI in seiner Funktion als Visualisierungs- und Automatisierungsserver für erweiterte Funktionalität.

Im Detail:

Hier der Glas-Smart-Taster, der neben 6 Tasterfunktionen, der die Temperatur misst und auch die Fussbodenheizung oder Rollos im Raum steuern kann sowie auch ein Meldesystem implementiert zur Anzeige von Messwerten oder Statusmeldungen aus dem ganzen Haus. Richtig cool und schick das Teil.

KNX Stromversorgung für den Bus (29V Gleichspannung), ein Binäreingang (zum Anschluss von Fensterkontakten oder Tastern) sowie eine IP-Schnittstelle zur Einbindung in das Netzwerk:

Ein 12-er Schaltaktor zum Schalten z.B. von Licht:

Der Raspberry-PI mit der Open Source Visualisierungslösung Openhab, über das ich die Haustechnik auch über Smartphone oder Tablet steuern kann:

Hier ein Beispiel wie die Steuerung auf einem Tablet aussehen könnte:

Bildergebnis für habpanel

(Beispielbild von der Herstellerseite – mein Dashboard ist noch nicht so voll 😉 )

Gut, das mit der Appsteuerung ist ein netter Bonus, auf den man zur Not verzichten könnte. Aber man bekommt es mit Openhab ja quasi dazu geschenkt, und Openhab kann direkt mit dem KNX Bus kommunizieren.

Ich bin der Meinung, damit sind wir bestens aufgestellt. Gut, das alles ist auch nicht billig (bis auf den Raspberry für läppische 34 Euro), aber der Mehrwert ist meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen.

Wenn Euch mehr Details dazu interessieren (das hier war ja schon recht viel) dann freue ich mich über entsprechende Kommentare. Spannend wäre auf jeden Fall auch, sich mit anderen Hausherren über das Thema zu unterhalten.

Schönen Abend,
Christian

 

10 Gedanken zu „Tag 61 – Smarthome…?

  1. Christian, mein Lieber, das ist ja voll abgehoben … also, ich verstehe (fast nur) Bahnhof :-). Aber du machst das schon richtig, da bin ich sicher! LG aus La Palma an alle Heinzelmännchen, Rotrud

    1. Hallo nach La Palma,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich hoffe ich mache es richtig, aber alles hängt noch davon ab wie wir hier mit dem Elektriker zusammenkommen. Den kennen wir nämlich noch nicht, heute erst kam die Kontaktadresse von Petershaus. Mal sehen, wird schon ;-P
      Hoffe ihr habt besseres Wetter in La Palma, bei uns ist es ehrlich gesagt besch….eiden!
      Erholt Euch gut,
      Liebe Grüße
      Christian & Familie

  2. Guten Morgen Christian, ich kann auch nur sagen, toll geschrieben, aber viel verstanden habe ich nicht :-).

    Wir wünschen Euch schon heute ein schönes Weihnachtsfest, einen guten Start und viel Spaß beim „Weiterbauen“.

    Dirk und Angela

  3. Hallo Christian,
    Du hast Dich ja da richtig hineingedacht, da weis ich ja wer demnächst in unserem neuen Haus das mit der Elektrik macht. Ich habe auch nicht wirklich alles verstanden. Das liegt an unserem Annalogdenken.
    Allen ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr 2018.

    Gruß
    Jürgen

  4. Hallo Christian,

    super Blog den ich mit sehr großem Interesse verfolge, zum einen weil wir Petershaus auch in der engeren Wahl haben zum anderen fängst du jetzt auch noch mit KNX an.

    Du bist wie ich finde schon sehr gut im Thema, möchtest warscheinlich die Programierung selber durchführen und die Auslegung und Planung zusammen mit dem Elektriker. Ich hätte da ein paar Anmerkungen:

    – Aktore in den Dosen würde ich nicht machen, der Preis pro Kanal ist viel zu hoch
    zieh lieber die Leitung einfach zur HV, wenn du dann später mal etwas schaltbar haben möchtest, musst du nur am Schaltschrank was ändern, zum anderen sollen die Schaltgeräusche schon hörbar sein
    – es gibt bei Voltus eine Möglichkeit die Planung durchführen zu lassen, anschließend wird dir mit der Planung auch ein Angebot über den Kompletten Verteiler zugeschickt

    Meine Vorstellung zum Thema KNX um es halbswegs bezahlbar zu machen, Planung über Voltus, Kabel ziehen in Eigenleistung, Verteilerschrank wahrscheinlich komplett bestellen, der Elektriker muss nur noch die Leitungen auf die Reihenklemmen auflegen, Programierung mache ich selber, bzw versuch es zumindest 🙂

    Ich habe die gleichen Taster von MDT vorgesehen wie du, realisiert werden soll Licht, paar Steckdosen, Rolladen und Heizung, VISU bin ich im Moment ziemlich vom GIRA X 1 angetan, dort hat man eine „einfache“ Visu und bekommen die IP Schnittstelle noch dazu.

    Viel Glück weiterhin

    Gruß

    Dennis

    1. Hallo Dennis,
      Vielen herzlichen Dank für Deinen Kommentar, freut mich sehr hier offenbar einen Gesinnungsgenossen gefunden zu haben.
      Vielen Dank auch für Deine Tipps, hier rennst Du bei mir offene Türen ein. Das mit den Aktoren im Schaltschrank ist absolut richtig, hier hatte ich mich in meinem Post etwas pauschal gehalten: Die Aktorik kommt auch bei uns in den Keller, sollte man aber später mal etwas erweitern wollen und es fehlt das entsprechende NYM Kabel nach unten, nur dann wäre der Aktor in der Hohlwanddose eine Option. Ansonsten werden es bei uns aber Tasterinterfaces die ich in jeden Raum bringen muss, um Fensterkontakte und Rolladentaster daran anschließen zu können. Hier sind die 6 cm Tiefe schon wichtig.
      Das mit der Planung bei Voltus wusste ich allerdings noch nicht, super Tipp. Ich habe es zwar selbst bereits durchgeplant, aber als Bestätigung oder Korrektur wäre eine externe Planung eine gute Hilfe.
      Unser Elektriker wird in jeden Raum 7*1,5 Kabel legen und den Rest machen wir selbst (Buskabel und teils Beleuchtung). Er soll wie Du geschrieben hast alles auf die Reihenklemme legen und gut ist. Wir sind gespannt ob das am Ende so aufgeht aber wirklich kompliziert ist es ja eigentlich nicht. So ein Testaufbau hilft hier immens um sich vor allem in die Programmierung rein zu finden. Diesen Punkt den Du angesprochen hattest sehe ich übrigens als einzigen wirklichen Nachteil von KNX, Kosten und Komplexität einer ETS im Vergleich z.B. zum Loxone Miniserver.
      Deine Erfahrungen mit dem Gira X1 würden mich übrigens sehr interessieren. Ich bleibe vorerst beim Rasp. und Openhab, wohl wissend dass die Software noch nicht ganz ausgereift ist. Gut bei Openhab ist übrigens die unglaubliche Anzahl an Bindings, Du kannst fast alles damit steuern. Geht das auch mit dem X1?
      Wäre toll wenn wir in Verbindung blieben!

      Viele Grüße
      Christian

  5. Hi Christian,

    ein wirklich toller Blog. Wir Kernsanieren gerade ein Einfamilienhaus und ich beschäftige mich mit der Elektrik. Ich werde ähnlich vorgehen wie du: Planung durch einen Fachmann (Voltus klingt sehr interessant) und die BUS Kabel selber verlegen. Als jemand, der gerade erst beim „Wissensaufbau“ bzgl. KNX ist mir folgende Frage in den Sinn gekommen: Welche Vorteile hat denn die ganzheitliche 7×1,5 Verkabelung im Vergleich zur 5×1,5?

    Liebe Grüße

    Kevin

    1. Hallo Kevin,
      vielen herzlichen Dank für Dein tolles Feedback.
      Eine Sache muss ich aber korrigieren: Nein die Planung durch den Fachmann habe ich mir dann doch verkniffen. Ob das eine gute Entscheidung war wird man sehen, allerdings habe ich mir auch relativ viel Zeit gelassen in der eigenen Planung. Ehrlich, ein Hexenwerk ist das mit dem KNX nicht, und sicherlich kommt es auch darauf an was man alles machen will. So viele „Spezialitäten“ sind es bei uns auch nicht, wir steuern das Licht, die Rolladen und die Heizung komplett über KNX, was erstmal hauptsächlich in der Stromverkabelung Aufwand betreibt. Dann haben wir zusätzlich in beiden Fluren KNX Bewegungsmelder sowie auch im Wohnzimmer für die Präsenzerkennung. Letztes Detail sind drei Gira Rauchmelder, die auch am Bus hängen (Küche, Flur, Dach) mit der Option, alle weiteren auch zu vernetzen. Das war’s dann aber auch schon. Ach ja, in drei Räumen ist eine 24V Verkabelung vorbereitet für eine spätere Nachrüstung. Hier konnte ich mir viel Informationen aus einschlägigen Foren besorgen.
      Was die 7*1,5 Verkabelung anbetrifft ist es so, dass dies sogar eine Empfehlung vom Elektriker war: Wir haben auf diese Weise z.B. an den Steckdosen immer noch Phasen, die nicht verwendet werden. Wenn wir jetzt später einzelne Steckdosen schaltbar machen möchten, dann kann ich die freie Phase einfach im Keller auf einen Aktor legen und dann die Steckdose einfach auf diese Phase umklemmen. Fertig!! Der Arbeitsaufwand des Elektrikers ist der Gleiche, ob er Dir nun ein 5*1,5 oder ein 7*1,5 verlegt. Nur die Materialkosten sind etwas höher, aber für diese Differenz bist Du für die Zukunft einfach besser aufgestellt.
      Viele Grüße
      Christian

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